Moin zusammen,
gestern in meinem Blitzworkshop erntete ich doch den einen oder anderen fragenden Blick als es um die Schärfentiefe ging, die man mit seiner Kamera-/Objektivkombination erreichen kann. Also genau genommen ging es natürlich um die Schärfen-un-tiefe, denn das ist ja ein zentrales Gestaltungselement in vielen Bereichen der Fotografie – von Landschafts- und Architekturaufnahmen einmal abgesehen…
Mein Tipp an die TeilnehmerInnen war zukünftig einfach nur noch bei offener Blende (also mit der kleinsten Blendenzahl) zu fotografieren, es sei denn sie könnten das Abblenden auch wirklich, in echt und ernsthaft begründen. 😉 Denn, so meine Begründung, ihre Kameras mit Cropsensoren liefern zusammen mit den vorhandenen, lichtschwachen Zooms sowieso schon bei Offenblende eine recht große Schärfentiefe. So eine Behauptung möchte ich natürlich nicht einfach unbewiesen im Raum stehen lassen, weshalb ich Barbara bat zwei Vergleichsaufnahmen von mir zu machen. Dabei haben wir versucht die Kameras möglichst identisch einzustellen und auch einen möglichst ähnlichen Ausschnitt zu bekommen:
Links seht ihr eine Aufnahme mit einer Canon 7D, deren Sensor um den Faktor 1,6 kleiner als das Kleinbildformat ist. Die Aufnahme entstand mit Blende 5,0, was etwa der vollen Öffnung eines Kit-Zooms bei eingestellter Brennweite von knapp 35mm entspricht. Sie stellt also das dar, was minimalerweise mit dieser Kombination aus kleinem Sensor und lichtschwachem Zoom an Schärfentiefe zu erreichen ist.
Rechts seht ihr eine Aufnahme mit einer Canon 5D Mk III, deren Sensor dem bekannten Kleinbildformat entspricht – also so groß wie z.B. ein Dia. Die Aufnahme entstand mit Blende 1,8, was der vollen Öffnung des preiswertesten 50mm-Normalobjektivs entspricht. Die im Gegensatz zur linken Aufnahme längere Brennweite ergibt sich aus den unterschiedlichen Sensorgrößen bzw. Abbildungsmaßstäben, denn der Vergleichbarkeit halber haben wir den Aufnahmeabstand und damit die Perspektive konstant gehalten. Deutlich zu erkennen ist, um wie viel plastischer das Bild wirkt weil der Hintergrund in Unschärfe versinkt!
Es bleibt also festzuhalten: Mit der Wahl der Sensorgröße legen wir schon beim Kamerakauf unsere Gestaltungsmöglichkeiten fest. Natürlich gibt es die Möglichkeit statt eines lichtschwachen Zooms eine lichtstarke Festbrennweite zu verwenden – dann fällt der Unterschied nicht mehr ganz so dramatisch aus. Trotzdem bleibt der gestalterische Mehr an Möglichkeiten immer erhalten!
Wer jetzt sagt „Vollformat ist viel zu teuer! Festbrennweiten kann ich mir nicht leisten!“, dem rate ich einmal die Gebrauchtpreise für eine Canon 5D (Mk I) anzuschauen: Gut erhaltene Gehäuse sind schon für 500€ zu bekommen. Das passenden Canon 50mm/1,8 dazu schlägt neu mit gerade einmal 100€ zu Buche – dieses Objektiv ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, egal ob an Crop oder VF.
Was man übrigens mit einer Vollformatkamera und einem 50er so an Menschenbildern machen kann, zeigt z.B. Amanda Berens sehr eindrucksvoll!
Es muss also nicht immer das Neueste und Teuerste sein, es muss das Bestgeeignetste sein!!!
In diesem Sinne, bleibt munter.
Euer Jörg