Moin zusammen!
Bevor ich euch vom heutigen Tag berichte, bin ich ja noch den Überblick auf gestern schuldig.
Frühstück um 6:45 Uhr war immer noch zu früh, ich bin aber dennoch hingegangen. Wenigstens um das Angebot zu prüfen und gegebenenfalls etwas Müsli zu mümmeln. So kam es dann auch. Schade nur, dass ich den Joghurt nicht entdeckt hatte. Mit Milch mag ich Müsli eigentlich nicht so gerne. Dann kam die obligatorische Morgenrunde, wo immer die Anwesenheit kontrolliert wird – wäre ja doof, wenn jemand verloren gehen würde. Danach die Einführung ins Ergometer. Dieses Mal das für die Beine. Mit einer guten Stunde Pause folgte die „orientierende Sozialberatung“. Das war jetzt weniger Beratung, vielmehr habe ich der netten Dame von mir, meinem Berufsleben und meinen Ängsten, Sorgen und Einschränkungen erzählt, während sie sich eifrig Notizen gemacht hat. Die Beratung ihrerseits kommt dann wohl in einem der weiteren Gespräche. Es folgte das Mittagessen, das sehr lecker war: Putenschnitzel mit Mischgemüse (so wie Buttergemüse, nur ohne Butter) und Kartoffelrösti, dazu eine Zwiebelsoße. Ein Salat und ein Klacks Erdbeerquark vollendeten das Menü. Als Nachmittagstermin stand „Sporttherapie Newcomer“ auf dem Zettel. Hhmm, was soll ich sagen? Was eine Koronar-Sportgruppe ist, wusste ich schon. Jetzt kenne ich auch Corona-Sport – immer schön Abstand halten! Ob der Programmpunkt auf meinem Plan bleibt, muss ich mir ernsthaft überlegen. Was bringt es mir mich mit Rückenschmerzen durch die Halle zu bewegen und dabei rosa Bälle aufzufangen, die von einer bestimmten Person zu mir geworfen werden und die ich wiederum an eine bestimmte Person weiterwerfen soll? Ich habe keine Alzheimer! Derart ernüchtert bin ich dann für eine halbe Stunde auf das Ergometer gestiegen und habe gute elf Kilometer abgestrampelt. Naja, der Rest des Tages verging dann mit erholen, ein paar Dehn- und Kräftigungsübungen auf dem Zimmer (man braucht nämlich gar kein Fitnessstudio – verrückt!), telefonieren, chatten, videomeetingen.
Kommen wir zu heute. Erstes Highlight, zum Feiertag gab es Rührei! Sehr, sehr lecker! Vielen Dank dafür an die Küche. Wenn ich übermorgen noch mein Ei-Brötchen kriege und ab elf Uhr Kika live streamen kann, dann steht fünf glücklichen Wochen nichts im Weg. 🙂 Den Rest des Vormittags habe mit lesen, chatten und zimmerinterner Körperertüchtigung verbracht.
Nach dem Mittagessen – Freitag ist Fisch-Tag (mit Remoulade und einem Kartoffelsalat auf Essig-Öl-Dill-Basis), habe ich meinen Vorsatz, die Innenstadt von Waren zu Fuß aufzusuchen, in Angriff genommen. Laut Karten-App sind das zwar nur rund 1500 Meter, also eine lächerliche Entfernung, wenn man aber bedenkt, dass ich von meinem Zimmer bis zum Speisesaal schon Schmerzen in der Lendenwirbelsäule bekomme, kann man sich vorstellen, dass mir ein bisschen bange war. Nun ist Waren ein Heilbad und somit reich mit Bänken gesegnet, das Risiko, in irgendeinem Vorgarten vor Schmerzen gekrümmt auf einem Deko-Baumstumpf zu enden, schien überschaubar. So war es dann auch: Während Rollator-gestützte Rentner und hochbetagte Weinbergschnecken an mir vorbeischossen, erarbeitete ich mir Stück für Stück mein Tagesziel – eine Bank in der Sonne an der Hafenmole. Und was soll ich sagen? Es hat geklappt, es (ich) lief sogar besser als erwartet. Ich bin um den Hafen herumgebummelt, zur ersten Kirche hoch, zur zweiten Kirche hin (leider beide verschlossen), habe einen Regenschauer unter den Arkaden am Marktplatz abgewartet und bin dann sehr, sehr betulich bis zum Abendbrot zurückgetappst. Leider habe ich auf der ganzen Tour kein richtig tolles Tagesmotiv entdeckt, so dass ihr mit einem Touri-Handy-Pano-Knips auskommen müsst.
Gleich gehe ich nochmal auf die Treppe und werde etwas für meinen Musculus gastrocnemius tun, denn ich habe heute am eigenen Leib erfahren, dass Spazierengehen gegen geschwollene Unterschenkel hilft – auf einem Sofa liegen und die Beine hochlegen dagegen nicht. Verrückt! Werde ich meinem Hausarzt bei nächsten Besuch berichten.
Wenn morgen das Wetter wieder so toll mitspielt wie heute, bin ich hochmotiviert einen weiteren Nachmittag durch Waren zu stromern. Das ist wirklich ein hübsches Plätzchen hier!
Bleibt munter.