Moin zusammen!
Gegen Mittag ging es nach Elmshorn, zum Arbeitsmedizinischen Service Point Elmshorn, also in kurz: ASPE oder auch Betriebsarzt. Mein Arbeitgeber hatte mich angeschrieben, ich möge dort wegen des BEMs vorstellig werden. BEM ist jetzt nicht der Knaller sondern steht für Betriebliches Eingliederungsmanagement. Heutzutage fängt man ja nicht mehr einfach so wieder an zu arbeiten, das muss gemanaget werden. Über den Sinn oder Unsinn dieses langsamen Herantasten an die alte Leistungsfähigkeit kann man geteilter Meinung sein. Bei einem Job, der eine gleichmässige, im Vorfeld bekannte Arbeitsbelastung bietet, z.B. in einer Bank, lässt sich die Belastung über die Dauer der Anwesenheit am Arbeitsplatz relativ gut steuern. Wer länger Bausparverträge verhökert, muss sich mehr anstrengen. Logisch. Aber wie sieht es denn im Rettungsdienst aus? In der ersten Woche soll ich an zwei Tagen je zwei Stunden (als dritter Mann) arbeiten. In diesen vier Stunden kann jetzt zufällig gar kein Einsatz reinkommen. Dann weiß ich, was ich sowieso schon weiß: zwei Stunden am Stück auf dem Sofa oxidieren kann ich ohne Probleme. Oder – anderes Extrem – der erste Einsatz in der ersten Dienstminute ist der absolute Kracher: Frontalzusammenstoß zweier vollbesetzter Reisebusse, ich als Dritte auf dem ersteintreffenden Fahrzeug. Da werde ich ja meine Kollegen wohl kaum alleine lassen und den Verkehr regeln. Natürlich würde es dann ohne Rücksicht auf Verluste zur Sache gehen, auch auf die Gefahr hin anschließend wieder komplett auszufallen. BEM scheint mir für Rettungsdienstler nicht so die pfiffigste Idee zu sein. Die gleiche Zeit unter der gezielten engmaschigen Anleitung eines Physiotherapeuten meine Bauch- und Rückenmuskulatur zu kräftigen erscheint mir da sinnvoller. Aber mich fragt ja keiner…
Abends war ich auf dem Neujahrsempfang meiner Partei. Einfach mal gucken, ob ich wen kenn‘. Waren jetzt nicht so viele, aber die Kartoffelsuppe war lecker und die neue Landesvorsitzende mal eine Rede reden zu hören, war auch ganz schön. Is‘ natürlich schon ein ziemlicher rethorischer Unterschied zu ihrem Vorgänger. Der war laut, knurrig und die Wortwahl pointiert. Jemand, der Worte in Stein meißelte. Serpils Worte fließen dagegen fast ins Publikum (was die älteren Herrschaften an den Stehtischen im hinteren Teil des Saals dazu animierte ihre eigenen Unterhaltungen zu führen). Das kann etwas einschläfernd wirken, fast wie das leise Plätschern der Ostseewellen bei ablandigem Wind. Aber in dem Moment, an dem sich in meinem Kopf der Vergleich von dem Stein und dem Wasser auftat, dachte ich sofort daran, wer in dem Duell denn langfristig gewinnt und etwas sagte mir, dass in dieser Frau eine große Kraft steckt. Eine Kraft, die auf Beharrlichkeit baut. Mit der man die ganz dicken Bretter bohren kann, die vor uns liegen. Ich wünsche ihr gutes Gelingen!
Munter bleiben.