Moin zusammen!
Meistens sind die Einsatzmeldungen und die Vorab-Informtionen der Rettungsleitstelle recht dicht an der Situation, auf die wir vor Ort stoßen. Manchmal sind die Anrufenden aber auch so aufgeregt, dass nicht einmal die Hausnummer stimmt. So wie heute. Ein „Straßenunfall nach Kreislaufdysregulation“ war das Einsatzstichwort, „Person auf dem Gehweg“. Bei der angegebenen Adresse lag jedoch kein Notfall vor – weder auf dem Gehweg noch im Haus. Als wir Rücksprache mit der Leitstelle halten wollten, kam auch schon jemand angelaufen und zeigte in die entgegengesetzte Richtung die Straße herunter. Dort, 300 bis 400 Meter entfernt, fanden wir tatsächlich den Einsatzort mit der auf dem Gehweg liegenden, nicht ansprechbaren Person. Nach kurzem Check der Vitalfunktionen, erhielten wir von den vor Ort befindlichen Angehörigen den entscheidenden Hinweis auf ein bekanntes Krampfleiden. Also nichts mit Kreislaufdysregulation, die Nichtansprechbarkeit der Person begründete sich in der postiktalen Nachschlafphase. Meistens geht der Einsatz dann, nachdem die Vitalparameter erhoben sind und ein Zugang gelegt wurde, mit einem entspannten Transport ins Krankenhaus zu Ende. Vorstellung beim Neurologen – fertig, einsatzbereit, heimwärts.
Nicht so in diesem Fall. Im RTW kam es zu einem erneuten Krampfanfall, fokal beginnend und sich dann generalisiert ausbreitend. Schon bei den ersten Anzeichen forderten wir über die Leitstelle einen Notarzt an. Anfahrtsweg ca. 25km, Anfahrtszeit ca. 15 Minuten. Zu lang, um die Person ungebremst weiter krampfen zu lassen. Also kurze Absprache mit dem Kollegen und dann die Entscheidung: einer zieht das Midazolam auf, einer versucht das anrückende NEF per Mobiltelefon zu erreichen, zwecks Freigabe des krampflösenden Medikaments. Nach zwei frustrane Versuchen – entweder waren wir oder das NEF im Funkloch – dann die Teamentscheidung, wir geben das Medikament im Rahmen der Notkompetenz. Gesagt, getan: Wenige Augenblicke später hatte das Midazolam den Krampf durchbrochen. In diesem Zustand fand die Notärztin die Person beim Eintreffen vor. Nachdem sie ihrerseits eine gründliche Untersuchung abgeschlossen hatte, ging es ohne Zwischenfälle nach Voranmeldung und unter Sonderrechten in die Uniklinik auf die Zentrale Notaufnahme.
Letztendlich sind es u.a. solche Einsätze, die die Arbeit im Rettungsdienst so interessant machen. Nichts ist offensichtlich, jeder Einsatz ist anders, aber immer braucht es lösungsorienriertes Handeln und Entschlussfreude. Mir macht’s Spass!
Bleibt munter.